So, das war noch geschuldet: eine kleine, aber warmherzlige Empfehlung für Dordrecht, eine stets etwa im Schatten der grossen Städte Amsterdam, Rotterdam und Den Haag stehende Stadt an der Kreuzung von Maas und Rhein. Immerhin ist die Stadt nicht nur die älteste Hollands (aber nicht der "Niederlande"), sondern hat mit der Voorstraat auch die längste Shoppingstrasse des Landes. Ausserdem das an dieser Stelle bereits in höchsten Tönen gelobhudelte Hotel Villa Augustus.
Viele der schönen Altstadthäuser stehen direkt am oder im Wasser. Denn Dordrecht liegt inmitten der Mündungsbereiche einige der grössten europäischen Flüsse und hat eine direkte Verbindung zu Rotterdam, einem der bedeutendsten Häfen Europas. Dazwischen stehen dicke und plumpe Kirchen, wie sie für Holland typisch sind.
Die Stadt war einmal sehr reich und bedeutend, aber heute steht vieles leer, gerade in der Innenstadt. Dafür werden an der Peripherie die unvermeidlichen neuen Malls hochgezogen, die so austauschbar und seelenlos sind wie sonst wo in Europa. Sign of the times. Depressiv ist es aber trotzdem nicht, eher beschaulich.
Und da und dort kehrt das Leben zurück in die alten Mauern, etwa am Groothoofd, wo das jahrelang leer stehende und verlotternde Hotel Bellevue von neuen Eigentümern in einen modernen Designtempel verwandelt wurde. Noch wirkt es etwas neu und fremd, aber die Lage und das Haus sind umwerfend.
Von der Terrasse des Bellevue aus kann man den grossen Schleppern zuschauen, wie sie zu ihrer kraftstrotzenden Arbeit auf den Flüssen aufbrechen ...
A propos Schifffahrt: in einem Dordrechter Schaufenster entdeckten wir diese hölzerne Spielzeugversion der Arche Noah, nicht ahnend, dass die Stadt zu dem Kahn eine ganz spezielle Beziehung hat ...
... denn im Hafen von Dordrecht baut tatsächlich ein religiöser Eiferer eine 1:1-Version der Arche Noah, komplett aus Holz. Unbelievable! Und auch irgendwie herzerwärmend. Denn das ist ja auch eine Form von Gentleman Camping, irgendwie.
Nun gut, wir sind dann lieber ins HOLLANDSCHE BIESBOSCH gefahren, einem verwilderten ehemaligen Landbau-Polder, der heute verwassert ist und langsam dicht wuchert, wie ein Flachland-Urwald. Man leiht sich ein Ruderboot oder Kanu und ist in Minuten in einer völlig anderen Welt, absolut magisch. Man sieht Vögel und Viecher, die man sonst nur im Zoo bekommt, von Bibern über seltene Gänse bis hin zu Pfauen.
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