Es gibt in der wunderbaren Schweiz so einige Destinationen, die man eigentlich nicht ansteuert, wenn man nicht schon länger 65 Jahre alt geworden ist. Einsiedeln gehört tendenziell zu dieser Kategorie - der grosse Schweizer Pilgerort im Kanton Schwyz ist derart symbolbeladen und klischiert, dass man schon stabile Nerven braucht, um sich dorthin zu verirren.
Doch wer sich darauf einlässt, kann durchaus Erzählenswertes erleben. Da ist nicht nur die wirklich überwältigende Klosteranlage mit der wahnsinnigen Klosterkirche und der Schwarzen Madonna mit ihren wechselnden Kostümen! Da ist mehr als eine Reihe von scheinheiligen Devotionalien-Ramschläden entlang des Klosterplatzes. Etwa der wirklich liebreizende Nostalgie-Laden des "Goldenen Apfels", wo man seit Jahrhunderten die leckeren "Schafböcke" (kleine Pilger-Lebkuchen) produziert.
Gut ist es auch, denen zuzusehen, die Einsiedeln wirklich im ganzen Ernst ihres Tuns ansteuern, als Kraftort des Glaubens. Etwa französische Boyscouts, die schon sehr erwachsen aussehen und von Mönchen in schweren Kutten begleitet werden, oder rundliche Südländer, die ganze Batterien von Kanistern mit dem heiligen Wasser vom Klosterplatz füllen und nach Hause schleppen.
Wer sich von dem allem erholen will, der fährt über den Damm Richtung Willerzell und gönnt sich eine religionsfreie Auszeit im herrlichen Wind am Sihlsee.
Nicht verpassen: das grossartige verlotterte Gasthaus Löwen, ein Menetekel der Vergänglichkeit!
Und dann zurück in die reale Welt.
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